Angekommen!

Drei Tage mehr oder weniger bin ich nun erst in Indien, aber es gaebe schon so viel zu berichten. Von dem was sich nicht veraendert hat (das Huppen der Autos, die unueberschaubare Zahl schwarzgelber Rickschas, die irgendwie trotz akuter Gewichtsverlangerung in Folge rasanter Ueberholmanoever nie umzukippen scheinen (zumindestens habe ich das noch nie selbst erfahren oder gesehen), der Muell und der Dreck, die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft) und von dem was sich veraendert (die zahlreichen neuen Strassen und Highways, die neuen Gebaeude, welche ueberall aus dem Boden schiessen, die noch hoehere Dichte an riesigen, wirklich riesigen Werbetafeln, die knappen Roecke der indischen Stuardessen, die fuer indische Verhaeltnisse wirklich verwunderlich kurz sind). Aber einzelne Teile werde ich beizeiten nochmal gesondert ansprechen (zB den Muell und die indische Einstellung zur Umwelt).

Die Reise begann eigentlich ganz unpassen mit einem Upgrade in die Business-Class, mit einem Sitz der ein Bett werden kann und Essen, was sich nach Sterneessen anhoert, aber auch auf feinen Lufthansatellern und mit Tischdecke serverviert wird, aber beim Geschmack trotzdem Flugzeugessen ist und einem Entspanntheitsfaktor, welcher weit ueber Economy liegt. Ausserdem bin ich nun Besitzer eines silbernen Lufhansa Business-Class-Taeschchens inklusive Lufthansa-Schlafbrille und Socken. Eigentlich die falsche Behandlung, wenn man einen Monat nach Indien fliegt, um anzukommen im wirklichen indischen Leben. Aber dies waren auch nur acht Stunden.

Jetzt bin ich also da, jetzt schon an unserer zweiten Station in Munnar. Direkt vom Flughafen in Kochi (ich bin zunaechst nach Chennai, dann am morgen weiter an die Westkueste) ging es zur Priesterweihe aufs Land. 1000 Leute in und ausserhalb der Kirche, drinnen mit Ventilatoren, draussen unter einem Zelt mit Liveuebertragung aus dem Inneren per Beamer (!). Ich muss zugeben, dass ich immer mal wieder wegsackte, was wesentlich mit Schlafmangel zu tun hatte, aber auch daran lag, dass ich weder Malayalam verstehe, noch an die Temperaturen von gefuehlten schwuelen 30 keralesischen Grad gewoehnt war. Ich lauschte also den merkwuerdig mysterioesen Klaengen aus der Kirche, blickte ab und auf und verfolgte das Spektakel mit langen langen Reden (vielleicht Predigten, vielleicht Danksagungen, vielleicht auch Gebete) und versuchte nicht den einschlafenden, schwitzenden Weissen abzugeben, was mir aber nur schwer gelang. Danach ging es es zur Feier ueber: Das erste Mal wieder Essen mit den Fingern. Alle kicherten ein wenig, dies muss ich noch ueben. Es gab – Ueberraschung – Reis mit verschiedenen Sossen, gekochte Eier und Wasser. Noch laeuft mein Magen ruhig, aber das sage ich lieber nicht zu laut. Untergekommen bin ich fuer zwei Naechte im Priesterseminar der Schoenstattbrueder, die nicht nur sehr gastfreundlich waren, sondern auch bisher den besten Chai machten. Dort feierten Olga und ich auch Neujahr: Mit einer Messe um 0 Uhr startete das neue Jahr (bei all den Blessings kann nichts mehr schiefgehen!) und danach gab es noch einen kleinen Umtrunk mit indischer Sprite, genannt Sprit, Fante (das Orginal aber in Orange) und Pepsi, sowie trockenem Nuss-Rosinenkuchen. In Indien wird Neujahr nicht so gross gefeiert, zumindestens nicht auf dem Land. Der erste Tag des Jahres ist auch ein ganz normaler Arbeitstag, an dem wir in die naechstgroessere Stadt Chalakulady einkaufen gingen (dort wird gerade ein neuer Highway gebaut mit einer Hochbruecke durch die Stadt – die waren anscheinend noch nie in Ludwigshafen!) und an der neuen Schule des Seminars eifrig weiter gearbeitet wurde. Doch am 1. Januar war in einer Nachbarpfarrei des Seminars Pfarrfest, die Strassen dorthin waren schon am Silvesterabend reich geschmueckt. Jeder hatte sein Haus fein hergerichtet und die Cracker – indische Boeller – wurden schon produziert und platziert. Am morgen des 1. Januars kam dann ein Parade durch die Strasse und machte Station an jedem Haus und abends gab es eine grosse Party an der Pfarrkirche. Es war ein wenig das Las Vegas Gottes mit bunten Lichtern blickend ueberall, kuenstlichem Schnee aus Watte und Papier, einem Rummel und einem kuenstlichen Teich mit der Titanic neben einem Krokodil. Und nachts knallte es dann richtig an allen Haeusern, sogar Feuerwerk gab es.

Heute morgen brachen wir dann auf, um 7.45 ging unser Bus nach Munnar in die West Ghats, wo wir um 12 Uhr ankamen. Ein Hotel zu finden ist gar nicht so leicht, direkt ist man umlagert von Rikschafahrern, die einem neben einem Hotel auch noch eine Fuehrung anbieten (oder andrehen) wollen. Unsere Bleibe fuer diese Nacht ist sehr bescheiden, doch mit 400 Rupies fuer indische Verhaeltnisse recht teuer, in Munnar aber das Minimum. Munnar ist ein Touristenort, eben sassen wir bspw. mit Isrealis am Tisch, Deutsche und Tschechen sind uns auch bereits ueber den Weg gelaufen. Es ist kein besonders schoenes Dorf, drei oder vielleicht auch sieben Strassen, ein Bazar, zahlreiche Hotels jeder Preisklasse und ein Fluss der alles teilt und gleichzeitig als erster Muelleimer dient. Heute Mittag sind wir dann per Rikscha zu einer vierstuendigen Tour aufgebrochen und haben das Gruen der Teeplantagen genossen. Es ging ganz schoen hoch und im Gegensatz zu den ersten Tagen musste das Fleece ausgepackt werden. Das wird sich aber morgen wieder aendern, wenn es mit dem Bus nach Tamil Nadu geht, ueber Madurai nach Viralimalai.

Es liesse sich noch viel erzaehlen, v.a. was man von den Menschen erzaehlt bekommt und was man vom indischen Leben als Aussenstehender erfaehrt und wie man darueber denkt. Es ist ein spannender Prozess in dem Indien sich befindet und man fuehlt und sieht allerorten den Aufstieg dieses Landes uns seiner Menschen. Man sieht was war, was kam und fragt sich was kommen mag, doch was wissen wir schon – wenn selbst die Inderinnen und Inder dies nicht voraussagen koennen. Dieses naechte Jahrzeht wird ohne Zweifel spannend in Anbetracht der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veraenderungen, aber auch Herausforderungen.

Dies soll es nun fuer heute sein. Eine Stunde Internet ist genug. Ich wuensche euch von Munnar alles gute fuer das neue Jahr und hoffe, dass ihr – egal ob still oder aufregend – gut angekommen seid.

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