Franzoesisches Ambiente, indische Realitaet

[slideshow]Die vergangenen zwei Tage verbrachte ich in Pondycherry. Die Ortsnamen in Indien sind manchmal verwirrend. Da gibt es die alten englischen Kolonialnamen und die neuen eingeindischten Namen, so wird aus Pondicherry Puducherry und aus Trichy wird Thiruchirapalli. Das ist ja noch nicht so schwer. Aber manchmal verwenden die Inder den alten, manchmal den neuen Namen. So fragte ich heute nach Mysore, doch niemand verstand. Aber Pondy bleibt Pondy.

Pondy war frueher eine franzoesische Kolonie. Das macht sie nicht mehr franzoesisch (doch: Strassennamen!), sondern nur etwas weniger indisch. Die Stadtmitte ist eigentlich geteilt, es gibt einen Teil oberhalb des Kanals (eher ein dahinsiechender, blaugrauer Tuempel voller Muell), der typisch indisch laut und stinkig ist. Und es gibt den Teil zwischen Kanal und Meer, wo u.a. noch das franz. Konsulat beheimachtet ist, wo es wesentlich ruhiger zugeht. Ueberall findet man Spuren der Kollonialherren, sei es an Gebaeuden wie Schulen, Bibliotheken, Kirchen, oder sei es an den Polizeikraeften, die nicht das traditionelle stolze indische Khaki tragen, sondern ein weisses Kostuem mit der passenden franzoesischen Hochkappe. An der Hafenpromenande geht es fast ein wenig mondaen zu, dort flaniert abends das duenne Buergertum und wiegelt fleissig Verkaufer ab, die Trommeln, Faecher oder Zuckerwatte verkaufen wollen. Ich sass lange auf einem der grossen Steine und las, die raue See vor mir, als auf einmmal ein in Lumpen gehuelltes Maedchen neben mir stand und um Geld bat. Auf dem Rueckweg nach Hause lag in einer Seitenstrasse ein Mann auf einer dreckigen Decke, oberkoerperfrei auf einer Decke, murmeld, die Fliegen setzten sich ruhig auf seinen Beinstumpf. Auch in Pondy, wo Luxushotels am Strand aufwarten und schoene Parks zum Besuch einladen, wo ein bisschen savoir vivre durch die Strassen weht und wo die Geraeusch- und Abgaskulisse nicht ganz so stark ist, laesst sich die indische Realitaet nicht verbergen.

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