Im Reich der Goetter

[slideshow]Let’s talk about God…aber warum nicht gleich ueber ganz viele von ihnen?! Gestern fuhr ich von Viralimalai nach Trichy, um dort den Rock Fort Tempel und den (jetzt muss ich mal im Guide nachschauen, wie man ihn schreibt) Sri Ranganathaswamy Tempel zu besichtigen. Trichy ist in etwa das geographische Zentrum von Tamil Nadu und liegt an der Bahnstrecke Chennai – Madurai, so dass von dort per Bahn, aber auch per Bus alle Ecken des Staates erreicht werden koennen. Am Busbahnhof nahm ich eine Rikscha fuer die Tour zu den Tempeln, die auf mich dort wartete. Ich konnte den Preis noch von 400 auf 300 Rs runterhandeln, was mir im Nachhinein als ein guter Preis erscheint. Ich ersparte mir den Stress nach jedem Tempel eine neue Rikscha zusuchen und zu handeln.

Der Rock Fort Tempel ist inmitten der Stadt auf einem grossen Steinberg. Dort entstand auch dieses Touri-maessige Bild, wo ich sitze wie ein Brahmane, ein Vertreter aus der obersten Kaste. Aus dieser Kaste sind die Tempelpriester, die meist mit freiem Oberkoerper zu den Goetterstatuen in den Schreinen gehen und dort Gebete aufsagen und Opfergaben der Glaeubigen ablegen. Dazu verlangen sie meist Geld, in etwa um die 10 Rs, egal ob Hindu oder nicht, so dass man sich ueberlegen sollte in jeden Schrein zu treten. Das Geld ist nicht etwa fuer den Erhalt des Tempels, dafuer gibt es extra Behaelter, sondern fuer die Priester persoenlich. Das sie dadurch nicht die Aermsten sind sieht man an ihrem wachsenden Bauchumfang, der ueber dem des normalen Inders liegt. Die Hauptteile des Tempels sind meist Hindus vorbehalten, aber in weite Teile – so auch hier auf den hoechsten Punkt des Tempels mit einem schoenen Blick auf die Stadt – kann man auch als Tourist. Um 12.15 Uhr gibt es jeden Tag ein freies Mittagessen im Tempel, an dem ich auch teilnahm.

Der zweite Tempel inTrichy beeindruckt vor allem durch seine Groesse. Er hat mehrere Tore, was an eine Festung erinnert. Die Tore sind dabei reich verziehrte, bunt bemalte Tuerme. In den aeusseren Bezirken ist viel Handel und belebtes Treiben, der wirkliche Tempel ist erst im Zentrum dieses Bezirks zu finden. Wie immer gilt Schuhe gegen kleine Abgabe ( ca. 5 Rs) abgeben oder einfach im Rucksack platzieren. Leider war der Haupttempel gerade geschlossen als ich dort war, aber die umliegenden Goetterhaeuser konnte ich mir trotzdem anschauen. Und diese Tour reicht schon fuer einige Zeit, denn der Tempel ist wirklich gigantisch gross – der groesster in Indien noch vor Madurai. Im Tempel sitzen viele Arme und fragen um Geld, Menschen, die 10 Rs eigentlich noetiger haetten als die Tempelpriester. Man kann nicht jedem etwas geben, viele machen auch keinen sonderlich armen Eindruck, aber ich versuche, wenn ich Orangen, Kekse und sonstiges Essen habe es ihnen zu geben. Wie sie dies aufnehmen zeigt auch, ob sie es wirklich noetig haben oder nicht – viele sind auch wenn man ihnen kleine Betraege gibt wirklich veraergert und verlangen eine Minumumspende. Das sind nicht die angenehmsten Momente in einem Land, was sich eigentlich selber als Weltmacht sieht, gerade wenn Kinder um etwas bitten. Man fuehlt sich, egal wie man reagiert, immer unwohl – gerade als Tourist aus dem reichen Westen.

Gestern Abend bin ich dann kurz nochmals nach Viralimalai, habe mich verabschiedet und meine Rucksaecke geschnappt, um ueber Trichy nach Thanjavur zu fahren (ich koennte mal wieder lange Seiten von den Busfahrten erzaehlen, z.B. ueber die ungeklaerte Frage warum der Bus mitten auf dem Highway auf einmal auf die Gegenfahrspur wechselt). Dort bin ich spaetabends im Hotel untergekommen, fuer das ich 441 Rs bezahlt habe. Leider bin ich nur alleine, so dass ich den Preis fuer das DZ alleine berappen muss, aber dafuer habe ich ein an und fuer sich sauberes Zimmer und warmes Wasser, was ich heute direkt mal zum Waschen genutzt habe. Danach ging es in den Tempel hier vor Ort, der zum Weltkulturerbe gehoert. Josef Malat hat geschrieben er sei so ganz anders, als der Tempel in Madurai und es stimmt. Keine bunten Tuerme, keine grossen Anlagen, sondern ein wunderbarer Innenhof und Tuerme die durch ihre Figuren bestechen. Der Tempel ist Shiva geweiht, zu Beginn kommt man zu Nandhi – Shivas heiligem Ochsen – die aus einem Stein gehauen ist und ca. sechs Meter hoch ist. Es mag ein wenig merkwuerig aussehen vor einer Kuh zu beten oder Stauten mit Bananen oder anderen Dingen einzureiben, aber Christen knien schliesslich auch vor einer Teigware nieder, warum also auch nicht in einer Kuh oder einem anderen gehauenen Stein etwas sehen. Meiner Meinung nach ist der Hinduismus eine sehr individuelle Religion: Man geht vor die Statue und spricht sein Gebet (was ausschaut wie bei Christen mit Haendefalten), wie mir einige sagten befreit man sich von allen Gedanken, aber ausser Massengebeten gibt es kein gemeinschaftliches Element. Oft stehen in Stadten, Doefern oder im eigenen Hof kleine Schreine, in den Gaben gebracht werden oder vor denen einfach kurz innegehalten wird. Und wenn eine Kuh ruhig durch die hektischen Strassen spaziert wird diese kurz beruhrt und die Hand zu Stirn und Mund gefuehrt. Bei den Strassen, die auf dem Highway immer ab und an liegen leider schlecht moeglich, sie werden nur mit lautem Gehuppe bedacht.

Heute Abend geht es vielleicht weiter nach Nagapattinam, einem islamischen Wallfahrtsort, der an der Ostkueste liegt. In der Naehe ist auch ein christlicher Wallfahrtsort, den ich mit gerne anschauen wuerde. Es verbluefft immer wieder, dieses Zusammenleben, was scheinbar friedlich verlaeuft. Moschee, Tempel und Kirche sind oft nur wenige Schritte voneinander entfernt. Ein Bild, was man nur allzu gern glauben moechte.

 

 

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