Am vergangenen Wochenende wurde im Mannheimer Morgen das erste Bürgerbarometer des Jahres veröffentlicht. Erwähnenswert sind vor allem zweit Dinge: Erstens, wir Grünen verlieren weiter an Zuspruch, jedoch auf weiterhin hohem Niveau und über dem Bundestrend. Doch der Trend zeigt eindeutig nach unten. Zweitens, die Piraten steigen in der Gunst weiter und kommen auf 9 Prozent. Ansonsten wenig Neues: Die SPD bleibt stabil bei über 30 Prozent, die CDU berappelt sich langsam aber stetig und ML, FDP und Linke sind zu vernachlässigen. Interessante Anmerkung: Zu sehr bare Münze sollte man die konkreten Zahlen nicht nehmen, denn bei 1018 Befragten ergab sich eine Wahlbeteiligung von 76 Prozent. Bei der letzten Kommunalwahl 2009 jedoch gingen nur fast 38 % der Wahlberechtigten zur Urne.
Was bedeutet das Bürgerbarometer nun? Die Regel „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg“ wirkt auch in Mannheim. Obwohl die Piraten erst um Juni ihren Mannheimer Kreisverband gründen und bisher nur bei den Acta-Demos sichtbar Position bezogen haben werden sie vom starken Bundestrend nach oben gezogen (in den letzten Umfragen um die 12%). Ob nun Zauber des Anfangs oder Protestwähertum dort noch mit hineinspielen – die Piraten müssen für mich erst noch überzeugen, dass solche Werte gerechtfertigt sind. Ich habe vollstes Verständnis, dass sie auf Mannheimer Ebene noch keine Beschlüsse gefällt haben und bei den Anträgen noch zahlreiche Lücken vorhanden sind, bisher ließt sich alles wie ein rudimentäres Wünsch dir was. Ich habe aber kein Verständnis für die Argumentation, dass die Piraten neue Politik oder andere Ansätze und Ideen predigen und deshalb bei 9 Prozent sich finden. Denn: Ich finde diese nicht.
Was ist mit uns Grünen? 21% sind stark. Aber die vergangenen Monate haben gezeigt, dass wir noch stärker sein können. Das Potential für uns ist da, mehr als diese 21 % zu holen. Doch schaffen wir es nicht diese zu aktivieren, wenn wir andauern uns nur um unsere politischen Konkurrenten drehen, ihnen Inhaltsleere, Konzeptlosigkeit und Frauenmangel etc. vorwerfen. Warum wählen Menschen grün? Nicht, weil wir am besten auf andere eindreschen können. Wir sind nun seit 30 Jahren aktiv und haben in vielen Feldern, nicht nur dem ureigensten grünen Thema, viel erreicht. Etabliert ist für mich kein Schimpfwort: Die Menschen verbinden mit uns Kompetenzen, die nach wie vor gefragt sind. Fukushima hat uns nicht eines unserer Hauptthemen genommen, sondern gezeigt, das grüne Positionen die bessere Alternative ist. Sich nun also in Bashing zu ergehen lenkt nur ab von unseren Inhalten und hält uns ab diese weiter zu schärfen. Wir müssen auf kommunaler Ebene deutlicher sichtbar werden und uns noch mehr öffnen. Nicht nur Verkäufer unsere Inhalte sein, sondern Möglichkeiten bieten dass jeder bei unserer Positionsfindung mitwirken kann. Wir müssen unsere Ideen wieder lernen authentisch zu verkaufen, ohne den Leuten nach dem Mund zu reden, ohne das eigene Ich voran zu stellen. Die Antwort auf die Piraten ist nicht Netzpolitik, sondern Authentizität mit Kompetenz zu verknüpfen.