Elektromobilität – Auf Kosten des Steuerzahlers?

Über 17 % der deutschen CO2-Emissionen stammen aus dem Verkehr. Von Autos, Bussen, LKW und Schiffen, wobei erstere rund die Hälfte dieser Emissionen verursacht. In den EU27 sind es laut Kommission gar 30 %. Doch neben Kohlendioxid stoßen heutige Motoren noch eine Reihe weiterer Klimagifte aus (bspw. Stickstoffe, Schwefeldioxid, Rußpartikel – eine Übersicht), ganz zu schweigen von den umweltschädigenden Stoffen, welche bei der Herstellung verbaut werden. Höchste Zeit bei der Entwicklung umzudenken.

Mit großem Tamtam hat die Bundesregierung zusammen mit Energieunternehmen und Autoherstellern die Plattform Elektromobilität gegründet. Die Kanzlerin hat als Ziel ausgegeben bis 2020 rund eine Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben. Das kostet Geld. Wie viel, das lässt sich die Kanzlerin von der Wirtschaft diktieren, und VW, Daimler und Co. liefern direkt noch einen Überweisungsträger mit: Nach anfänglichen 3,8 Milliarden Euro werden im am Mittwoch präsentierten Bericht wohl 4 Milliarden stehen, wovon die Hälfte durch den Staat gezahlt werden soll (Quelle: FAZ.net) . Als Subvention durch den Steuerzahler. Von Leuchtturmprojekten bei der Forschung und Schaufensterprojekten bei den Bürgern ist die Rede. Natürlich liefern die Konzerne noch nach, dass bis 2018 sich die Subventionen amortisiert haben, sowie mehrere zehntausend Arbeitsplätze dadurch entstehen könnten. Es wird der Kanzlerin schmackhaft gemacht. Man könnte gar meinen, die deutschen Autohersteller haben nach Jahren der Schläfrigkeit bei der Entwicklung von Energiespartechniken, der Blockade bei der Entwicklung alternativer Antriebe und des PS-Wahns endlich aus sich heraus den Weg gefunden. Aber wenn sie E-Mobilität wirklich als Chance ansehen würden, dann könnten sie diese auch getrost aus der eigenen Portokasse bezahlen.

Von Januar bis März dieses Jahres fuhr Volkswagen einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro ein – insgesamt haben die Wolfsburger nun fast 20 Milliarden Euro in ihrem Säckel. BMW legte beim Gewinn auf 1,2 Milliarden Euro zu. Ähnliches gibt es auch von Daimer zu berichten. Nach den Flautejahren 2008/09 stehen die deutschen Autobauer – zurecht als einer der Pfeiler der deutschen Wirtschaft bezeichnet – blendend da. Unverständlich deshalb, warum der Steuerzahler für die Entwicklung von zukunftsorientierten Techniken (zum Nutzen der Autoindustrie) aufkommen muss. Für die Autoindustrie gilt anscheinend: Mitnehmen was geht – Geld und Technologie für uns, die Rechnung zur Hälfte an den Staat. Ein wirklich überzeugtes Eintreten für einen Wechsel auf E-Mobilität sieht anders aus. Wer wirklich von einer Idee überzeugt ist finanziert selber – schon aus Eigennutz: Sie sollten einmal auf den Slogan „Vorsprung durch Technik“ hören und mit eigenen Mitteln in ihre Zukunft und die von Millionen Arbeitnehmern investieren. Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung dieser Steuermittelverschwendung Einhalt gebietet. Vielmehr sollten die Bürger belohnt werden, sich ein Elektroauto anschaffen. Denn ohne Anreize auf Käuferseite wird das Ziel nicht zu schaffen sein, dafür gibt es viele Wege.

Ein veränderter Antrieb ist nicht die einzige Maßnahme, bei der ein Nachdenken lohnt. Bis Deutschland nur mit Elektroautos fährt wird es Jahrzehnte dauern. Eine Reform der Kraftfahrzeugsteuer, die sich dann nach dem Energieverbrauch (nicht alleine CO2-Emissionen wie momentan) bemisst, eine Übertragung des Zertifikatehandels auf den Individualverkehr (mehr hier), eine Einführung von 130 km/h auf den Autobahnen und eine Maut für PKW (mehr hier) müssen ebenso unideologisch in die Diskussion geworfen werden, wie neue Transportsysteme in den urbanen und ländlichen Räumen. Dort überall könnte der Schlüssel zum Erfolg von Elektromobilität liegen und genau dort sollte der Staat seine Aktivitäten forcieren.

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